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Stellschraube „Sattel“

In einem Beitrag habe ich über Stellschrauben eines gesunden Pferdes gesprochen.
Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei ein passender Sattel. Aber warum eigentlich?
Früher hat man doch auch jeden Sattel auf jedes Pferd gepackt und ist einfach losgeritten.

Früher waren die Pferde aber auch irgendwie deutlich stabiler, belastbarer und hatten einen längeren Körperbau und stabilere Beine als heute. Sie haben sich irgendwie arrangiert und haben im schlimmsten Fall eine Tracht Prügel bekommen, wenn sie nicht gelaufen sind oder gebockt haben. Genau so habe ich es in den 80er Jahren erlebt und auch beigebracht bekommen. Ich nutze direkt die Gelegenheit, mich hiermit bei allen Pferden zu entschuldigen, zu denen ich unfair war. Es tut mir wirklich sehr leid.
Denn auch früher haben die Pferde schon deutliche Anzeichen eines unpassenden Sattel gezeigt. Es hat nur kaum jemanden interessiert.
„Der hat halt einen hohen Wiederrist“, „Die Muskeln im Rücken fehlten halt“, „Da wird eine große Schabracke drauf gelegt und man sieht es nicht mehr“... Und wenn der Gaul gebockt hat, dann lag es daran, dass er ein blöder Esel ist und mal ein paar auf den Frack braucht.... So ein Müll!!!!

Viele Dinge habe ich erst gelernt, als mein Verstand gesagt hat: „Hey, ist das wirklich so, wie man es dir beigebracht hat?“ und so habe ich mich nach und nach mit all den Themen befasst.

In meiner Praxis treffe ich immer wieder auf unpassende Sättel. Das ein Sattel nicht gut sitzt und drückt, sieht man oft schon allein am Rücken des Pferdes. In der Sattellage sieht man genau wo der Sattel liegt. Man kann auch fühlen, an welcher Stelle er im Rücken endet. Es entsteht hinter der Lage des Sattels eine Art harte Kante in der Muskulatur.

Was können Folgen eines unpassenden Sattels sein?
Verspannungen, Muskelschwund, Stellung und Biegung sind schwierig, wenig Raumgriff, stolpern, Entzündungen in der Wirbelsäule, das Pferd kann den Rücken nicht aufwölben und drückt den Rücken unter dem Sattel weg, Unrittigkeit wie steigen, bocken und losrennen, Kissing Spines und sogar Sehnenschäden.

Manchmal höre ich auch „Ich weiß, dass der Sattel nicht passt, der liegt aber maximal 2 x die Woche für jeweils eine Stunde auf dem Pferd.“ …. Nun ja, wenn ich ehrlich bin, möchte ich nicht 2 x die Woche in unpassenden Schuhen laufen. Versteht sich eigentlich von selbst.

Der Sattel soll zu einer optimalen Druckverteilung des Reitergewichts dienen und dem Pferd angenehm auf dem Rücken liegen. Der Kissenkanal muss ausreichend breit sein, die Kammer breit und hoch genug, das Sattelblatt muss zu den Beinen des Reiters und der Größe des Pferdes passen, die Anatomie des Pferdes muss berücksichtigt werden. Ein Rücken, der etwas in der Lordose (Senkrücken) ist, kann mit einem geradem Polster nichts anfangen. Die Druckverteilung ist dann nur punktuell und in der Mitte der Kissen bildet sich eine Art Brücke.
Außerdem achtet mal auf diese fetten Polster, die ggf. gar nicht zu euren Beinen passen. Sie pressen den Reiter in eine komplett falsche Richtung, machen das Becken fest und sorgen dafür, dass ein eigentlich gut sitzender Sattel doch nicht mehr passt.

Bitte kauft auch nicht unbedingt gebrauchte Sättel aus dem Internet (zumindest nicht ohne Empfehlung von eurem Sattler)

So, und was hat das nun wieder mit Physio zu tun? Ganz viel! Man kann noch so viel therapieren und mobilisieren und versuchen das Pferd ans laufen zu kriegen. Passt der Sattel nicht, wird es kaum funktionieren und nach kurzer Zeit wieder schlechter sein.